Die Bearbeitung von Videos ist mittlerweile auch auf GNU/Linux-Systemen möglich. Lange Zeit mangelte es an entsprechender Software; kommerzielle Anbieter haben diesen Markt bis heute nicht erschlossen. Als Ausnahme ist hier lediglich die Firma Mainconcept mit dem Produkt MainActor zu nennen.
Glücklicherweise haben sich aber auch in diesem Marktsegment Programmierer gefunden, die passende Lösungen als Freie Software anbieten. Diese werden im Folgenden vorgestellt.
Es wird hier lediglich auf die komplett digitale Bearbeitung von Videos eingegangen. Die hier vorgestellte Software kann natürlich auch mit Filmen umgehen, die aus analogen Quellen digitalisiert wurden. Der Schritt der Digitalisierung von analogem Bildmaterial wird jedoch nicht beschrieben.
Die offiziell als IEEE1394 bezeichnete serielle Schnittstelle wird in vielen modernen digitalen Videokameras eingesetzt. Die Übertragungsrate von 400 MBit/Sekunde eignet sich hervoragend zur Übertragung von großen Datenmengen (wie beispielsweise Videodaten). Bei Apple ist dieser schnelle Anschluss in den meisten Systemen, die mit dem G3/G4/G5-Prozessor arbeiten, und im iMAC DV sowie in den neuen Powerbooks vorhanden. Er heißt dort „Firewire“. Sony nennt die Schnittstelle „iLink“und rüstet viele Notebooks von Hause aus damit aus. Trotz der unterschiedlichen Bezeichnungen meinen alle Hersteller die IEEE1394-Schnittstelle.
Um Videos von einer DV-(Digital Video-)Kamera auf ein GNU/Linux-System zu übertragen, benötigt man eine Firewire-/iLink- oder auch IEEE1394-Schnittstelle am Rechner und natürlich eine Kamera mit dieser Schnittstelle. Für Desktop-Systeme sind PCI-Karten mit IEEE1394-Anschluss ab ca. 50 Euro erhältlich.
Um die IEEE1394-Schnittstelle auch unter GNU/Linux ansprechen zu können, muss der verwendete Kernel mit den entsprechenden Treibern ausgestattet sein. Es existieren Treiber für die Kernel-Version 2.2.x, es wird jedoch dringend zu einem Kernel ab der Reihe 2.4 geraten. Die Debian-Kernel-Pakete der Version 2.4 liefern die benötigten Treiber als Module mit. Benötigt werden die Module „ieee1394“ (IEEE1394-Treiber), „ohci1394“ (Chipsatz-Unterstützung) und „raw1394“ („roher“ Zugriff auf die Geräte). Diese können wie gewohnt mittels modprobe geladen werden. Eventuell wird ein anderer Chipsatz-Treiber benötigt (beispielsweise „aic5800“); dies ist von der verwendeten Hardware abhängig.
wasabi:~# lsmod |grep 1394 raw1394 6416 0 (unused) ohci1394 15008 0 (unused) ieee1394 24584 0 [raw1394 ohci1394]
Geräte, die der IEEE1393-Schnittstellen-Spezifikation genügen, können im laufenden Betrieb miteinander verbunden bzw. voneinander getrennt werden („hot-plug“). Dies können Sie auch im Syslog verfolgen.
Jul 9 12:27:21 inari kernel: ieee1394: registered ohci1394 driver, initializing now Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394: looking for Ohci1394 cards Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: remapped memory spaces reg 0xc48bf000 Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: allocated interrupt 9 Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: soft reset finished Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: max packet size = 2048 bytes Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: 4 iso contexts available Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: Receive DMA ctx=0 initialized Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: Receive DMA ctx=1 initialized Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: AT dma ctx=0 initialized Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: AT dma ctx=1 initialized Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: Receive DMA ctx=2 initialized Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: resetting bus on request and attempting to become root Jul 9 12:27:21 inari kernel: ieee1394: detected 1 ohci1394 adapter Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: PhyControl: 800301FF Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: SelfID process finished (phyid 0, root) Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: selfid packet 0x807f8056 rcvd Jul 9 12:27:21 inari kernel: ieee1394: including selfid 0x56807f80 Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: This node self-id is 0x807f8056 Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: calling self-id complete Jul 9 12:27:21 inari kernel: ohci1394_0: Got phy packet ctx=0 ... discarded
dvgrab (http://www.schirmacher.de/arne/dvgrab/) speichert Audio- und Video-Daten von einem digitalen Camcorder in AVI-Dateien. Diese AVI-Dateien können später mit einer beliebigen anderen Software weiterbearbeitet werden.
dvgrab verfügt über einige Parameter; hier nur zwei einfache Beispiele:
Das Kommando dvgrab film speichert alle vom Camcorder kommenden Daten in den Dateien film_001.avi, film_002.avi usw. Die Dateigröße wird dabei auf knapp ein Gigabyte beschnitten.
Um nur eine bestimmte Anzahl von Bildern (Frames) zu speichern, kann folgendes Kommando verwendet werden: dvgrab --frames 750 film. 750 Frames entsprechen bei einem PAL-Camcorder 30 Sekunden Filmzeit.
Weitere Parameter und Optionen liefert die Dokumentation zu dvgrab.
Kino ist ein einfaches Programm zum Bearbeiten von Videos. Die Möglichkeit, digitale Videos direkt vom Camcorder auf Festplatte zu schreiben, vermeidet den Umgang mit der Kommandozeilenversion von dvgrab.
Auf der rechten Seite des Programmfensters besteht über verschiedene Reiter Zugriff auf die Funktionen „Editor“, „Capture“, „Timeline“ und „Export“ von Kino.
Im Editor können Filme zusammengeschnitten oder Stücke herausgeschnitten werden. Der Bereich Capture dient zum Einlesen der Filme. Die Dateien werden im AVI-Format gespeichert.
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