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Vor dem Laden des Linux-Kernels wird mit dem so genannten Bootloader ein kleines Programm geladen, das Ihnen eine Auswahl zwischen verschiedenen installierten Betriebssystemen erlaubt. Die unter GNU/Linux gebräuchlichsten Bootloader sind LILO und grub auf der i386-Hardware-Architektur. Andere Architekturen verwenden Bootloader wie SILO, MILO oder auch yaboot. Eine kleine Übersicht finden Sie unter http://www.metrowerks.com/MW/Develop/Embedded/Linux/bootloaders.htm.
Mit Debian Sarge (3.1) wurde vom bisher verwendeten Bootloader lilo zu grub gewechselt.
Auf anderen Hardware-Architekturen wie i386 kommen andere Bootloader wie beispielsweise elilo (ia64) oder yaboot (powerpc) zum Einsatz.
Bei der Installation von Debian GNU/Linux auf Ihrem System wurde bis zur Version 3.1 von Debian der Bootloader LILO auf Ihrer Festplatte installiert und so eingerichtet, dass das neue Debian GNU/Linux-System gestartet wird.
LILO (http://lilo.go.dyndns.org/) ist ein vollständiger Boot-Manager, mit dem nicht nur Linux gebootet werden kann, sondern auch jedes andere System, das sich an die im PC vorherrschenden Konventionen hält. Konfiguriert wird dieser Boot-Manager über die Datei /etc/lilo.conf.
Wann immer Sie diese Datei ändern, müssen Sie das Programm lilo auf der Kommandozeile als Superuser aufrufen, um die Änderungen tatsächlich zu übernehmen. Es reicht nicht, nur die Konfigurationsdatei zu verändern!
Wichtig in diesem Zusammenhang sind die Zeilen, die mit image und other anfangen, sowie die jeweils nachfolgende Zeile. Diese Schlüsselwörter dürfen mehrfach verwendet werden. Jede so beginnende Zeile bezeichnet ein System, das von LILO gebootet werden kann. Eine solche Partition kann einen Kernel, eine Root-Partition oder ein anderes, Nicht-Linux-System (other), beinhalten. Die Reihenfolge dieser Systeme ist entscheidend, denn das erste wird automatisch gebootet, wenn die Wartezeit (Konfigurationsoption delay in der LILO-Konfiguration) abgelaufen ist und LILO nicht durch Drücken der SHIFT-Taste angehalten wurde. Nach einer Erstinstallation existiert lediglich ein einziger Eintrag , der das aktuelle Debian GNU/Linux-System bootet. Hat der Debian-Installer weitere Betriebssysteme auf anderen Partitionen gefunden, so werden diese in die Bootloader-Konfiguration aufgenommen.
Um ein zweites Linux-System zu booten (z.B. unter Verwendung eines anderen Kernels), müssen Sie die Datei /etc/lilo.conf um folgende Zeilen ergänzen:
image=/boot/vmlinuz.neu label=neu append='mcd=0x320,11' read-only
Lediglich die ersten beiden Zeilen sind erforderlich. Um die Bedeutung der nachfolgenden Zeilen zu erfahren, lesen Sie bitte die Dokumentation zu LILO.
Um ein anderes System als Linux zu booten, verwenden Sie das Schlüsselwort other wie folgt:
other=/dev/hda1 label=win
Rufen Sie danach lilo als Superuser auf, um LILO neu zu installieren. Bei einem Neustart des Systems können Sie nun am Bootprompt durch Eingeben von „win“ das Betriebssystem auf der Partition /dev/hda1 starten.
GRUB (GRand Unified Bootloader) http://www.gnu.org/software/grub/grub.html ist ein weiterer Bootloader, dessen Aufgabe es ist, nach dem Einschalten des Rechners die weitere Kontrolle an das Betriebssystem (also den Kernel) zu übergeben. Das Betriebssystem initialisiert dann über die geeigneten Treiber alle weitere Hardware im System. GRUB ist in der Lage, viele verschiedene Betriebssysteme zu laden. Wird ein Betriebssystem nicht direkt von GRUB unterstützt, so kann dieses dennoch von GRUB über einen so genannten „Chain-Bootloader“ geladen werden. Für die wichtigsten Betriebssysteme sind diese bereits im GRUB-Paket enthalten.
Debian verwendet ab der Version 3.1 „Sarge“ GRUB als Standard-Bootloader.
Einer der größten Vorteile von GRUB ist, dass GRUB in der Lage ist, auf das Dateisystem direkt zuzugreifen. Das bedeutet, dass GRUB nicht wissen muss, wo genau der zu ladende Kernel auf der Festplatte liegt. Sie können also jederzeit einen neuen Kernel erzeugen und müssen hinterher nicht noch einmal GRUB im MBR der Festplatte installieren. Es ist ebenfalls nicht notwendig, alle Kernel-Versionen, die sich auf der Festplatte befinden, in die Konfigurationsdatei einzutragen. Sie können mit GRUB jederzeit auf jeden Kernel auf Ihrer Festplatte zugreifen, wenn auch mit ein wenig Tipparbeit.
Die Installation von GRUB unter Debian ist wie üblich mit einem einfachen apt-get install grub so gut wie abgeschlossen. Sie sollten danach zunächst das Paket lilo, falls installiert, entfernen; dieses wird nicht mehr benötigt.
Um die notwendigen Daten (die Stage-1- und -2-Bootloader) in den Masterboot-Record der Festplatte zu schreiben, benutzen Sie das Programm „grub-install“. Wenn Sie „grub-install“ zunächst ohne Optionen aufrufen, bekommen Sie eine kurze Übersicht der möglichen Optionen angezeigt:
debian:~# grub-install install_device not specified. Usage: grub-install [OPTION] install_device Install GRUB on your drive. -h, --help print this message and exit -v, --version print the version information and exit --root-directory=DIR install GRUB images under the directory DIR instead of the root directory. --grub-shell=FILE use FILE as the grub shell. --force-lba force GRUB to use LBA mode even for a buggy BIOS. --recheck probe a device map even if it already exists. INSTALL_DEVICE can be a GRUB device name or a system device filename. Reports bugs to <bug-grub@gnu.org>.
In den meisten Fällen ist es ausreichend, lediglich das gewünschte Device anzugeben, auf dem die Daten installiert werden sollen. Dies wird bei einer IDE-Festplatte meist /dev/hda sein.
surimi:/home/fr# grub-install /dev/hda Installation finished. No error reported. This is the contents of the device map /boot/grub/device.map. Check if this is correct or not. If any of the lines is incorrect, fix it and re-run the script `grub-install'. (fd0) /dev/fd0 (hd0) /dev/hda (hd1) /dev/hdb
GRUB ist nun funktionsfähig installiert. Sie sollten aber noch ein Menü einrichten, um nicht bei jedem Systemstart die Parameter für das Root-Device und den Kernel von Hand eingeben zu müssen. Kopieren Sie hierzu am besten das mitgelieferte Beispiel an die entsprechende Stelle.
Die Konfiguration von GRUB kann herkömmlich, mittels eines Editors, erfolgen oder aber ganz elegant mittels update-grub.
ist Bestandteil des GRUB-Debian-Pakets. Existiert noch keine Konfigurationsdatei, so wird diese automatisch erstellt. Als Basis dienen dazu die Kernel- und RAM-Disk-Images im Verzeichnis /boot/. Zu jedem vorhandenen Kernel wird jeweils ein Eintrag für den normalen Start sowie für den Start im Single-User-Modus erstellt.
wasabi:~# update-grub Searching for GRUB installation directory ... found: /boot/grub . Testing for an existing GRUB menu.list file... Could not find /boot/grub/menu.lst file. Would you like one generated for you? (y/N) y Updating /boot/grub/menu.lst ... done Please note that configuration parameters for GRUB are stored in /boot/grub/menu.lst . You must edit this file in order to set the options which GRUB passes to the kernel, as well as the drive which GRUB looks in to for the kernel. Everything on the line after "kopt=" is passed to the kernel as parameters, and "groot=" must be set to the partition(in GRUB terms, such as "(hd0,0)") which GRUB will load the kernel from. After you have edited /boot/grub/menu.lst , please re-run 'update-grub'.
Natürlich sind Veränderungen an der automatisch erstellten Konfiguration möglich. In der Konfigurationsdatei gibt es einen Abschnitt, der mit
### BEGIN AUTOMAGIC KERNELS LIST
beginnt. Diese Einträge können verändert werden; es dürfen aber auf keinen Fall die Kommentarzeichen (#) am Anfang jeder Zeile verändert werden! Ein Beispiel: Aus
# kopt=root=/dev/hda1 ro
wird:
# kopt=root=/dev/hda1 ro apm=on ide2=0x180,0x386
Die hinzugefügten Parameter werden beim Starten des Kernels übergeben. Nach der Änderung wird nochmals update-grub aufgerufen, und die Änderungen werden in die eigentliche Konfiguration am Ende der Datei übernommen.
Wenn Sie im Verzeichnis /boot/grub/ eine Datei menu.lst erzeugen, so wird GRUB beim nächsten Start aus dieser Datei ein Menü erstellen, und Sie können dann aus den verschiedenen Einträgen dieses Menüs den gewünschten auswählen. Ein Beispiel für ein solches Menü finden Sie unter /usr/share/doc/grub/examples/menu.lst.
debian:~# cp /usr/share/doc/grub/examples/menu.lst /boot/grub/
In dem Beispiel finden Sie einige Einträge für die verschiedensten Betriebssysteme sowie einige andere Goodies, die Sie mit GRUB anstellen können. Eine funktionsfähige Minimalkonfiguration könnte wie folgt aussehen:
timeout 10 default 0 # For booting Linux title Debian GNU/Linux root (hd0,0) kernel /vmlinuz root=/dev/hda1
Wenn ein Kernel-Paket verwendet wird, so ist darauf zu achten, dass diese normalerweise eine Init-Ramdisk (initrd) verwenden. Ein entsprechender Eintrag, um eben diese Ramdisk ergänzt, sieht wie folgt aus:
title GNU/Linux 2.4.6 SMP root (hd0,6) kernel /vmlinuz-2.4.6-686-smp root=/dev/hda1 read-only initrd /initrd-2.4.6-686-smp
Dieses Beispiel verwendet einen SMP-Kernel und eine etwas andere Festplattenaufteilung, aber das Prinzip sollte erkennbar sein.
Die Benutzung von Grafiken innerhalb des Bootloaders GRUB ist eine nicht-offizielle Erweiterung, die noch nicht in den Quellcode von GRUB eingeflossen ist. Trotzdem ist ein optisch ansprechender Hintergrund eine sehr attraktive Funktion, die bereits in viele Linux-Distributionen eingeflossen ist. Zuerst tauchte diese Erweiterung im Jahr 2001 auf einer GRUB-Mailingliste auf. Sie wird endgültig ab der Version 1.0 von GRUB auch im offiziellen Quellcode von GRUB auftauchen.
Unabhängig davon ist im Debian-Paket von GRUB dieser Patch bereits integriert. Es sind aber einige Änderungen an der Konfigurationsdatei notwendig.
Ältere Versionen des Debian-Pakets von GRUB waren noch nicht mit diesem Patch ausgestattet, so dass bei einem Upgrade von GRUB auch unbedingt das Kommando grub-install nochmals auszuführen ist.
Weiterhin benötigt man eine Grafikdatei im komprimierten XPM-Format mit maximal 14 Farben und einer Auflösung vom 640x480 Punkten. Diese kann mit folgenden Kommandozeilen aus einer JPEG-Datei erzeugt werden:
$ convert -colors 14 -geometry 640x480 grubsplash.jpg grubsplash.xpm $ gzip grubsplash.xpm
Einige Beispiele, bereits mit Debian-Logos ausgestattet, finden Sie unter http://sloth.voxel.net/~joshk/d-i-logos/.
Abschließend ist noch eine Anpassung an der Konfigurationsdatei von GRUB vorzunehmen. Um die Grafikdatei zu laden, muss in der GRUB-Konfigurationsdatei (/boot/grub/menu.lst) angegeben werden, wo diese Datei zu finden ist. Da GRUB das Dateisystem direkt lesen kann, muss diese Datei nicht zwingend auf der Partition liegen, auf der auch die GRUB-Konfigurationsdatei zu finden ist. Ein entsprechender Eintrag könnte wie folgt aussehen:
splashimage=(hd0,5)/boot/grub/grubsplash.xpm.gz
Nach einem Neustart müssen eventuell noch die Farben angepasst werden, so dass der Text lesbar ist.
Vielleicht haben Sie sich schon über die etwas ungewohnten Bezeichnungen der Laufwerke in der Konfigurationsdatei gewundert. GRUB benutzt die vom verwendeten Bezeichnungen für Gerätedateien; die Umstellung ist aber für den geübten Linux-Admin nicht sehr groß.
Zunächst ist zu bemerken, dass alle Bezeichnungen für Geräte in Klammern () geschrieben werden. Statt der unter Linux üblichen Buchstaben (z.B. hda) werden die einzelnen Festplatten mit fortlaufenden Zahlen ab 0 bezeichnet. hda entspricht also hd0. Die einzelnen Partitionen einer Festplatte werden wie unter Linux mit Zahlen bezeichnet, allerdings beginnend mit 0 und getrennt mit einem Komma. Somit entspricht /dev/hda1 also (hd0,0).
Weitere Geräte werden als (fd0) (Diskette) und (sd0) (SCSI-Festplatte) bezeichnet. Sie können GRUB auch zum Booten über das Netz, über PXE, einsetzen oder das Root-Filesystem per NFS mounten. Die Bezeichnung des Netzwerkdevices lautet (nd).
GRUB verfügt auch über eine sehr leistungsfähige Kommandozeile. Bedenken Sie dabei, dass zu dieser Zeit noch kein kompletter Kernel oder gar ein komplettes Betriebssystem geladen ist! Sollte es Ihnen nicht gelungen sein, ein funktionsfähiges Menü zu erstellen, so landen Sie automatisch auf der GRUB-Kommandozeile. Sie können hier alle Kommandos, Laufwerksbezeichnungen und Dateinamen mit der TAB-Taste automatisch vervollständigen lassen; dieses Feature kennen Sie sicher schon aus der Shell.
Wenn jedoch ein Menü angezeigt wird, können Sie dieses mit der Taste c verlassen und auf der Kommandozeile zum Beispiel von Hand einen anderen Kernel starten. Fehlerhafte Einträge im Menü lassen sich aus dem Menü mit der Taste e temporär verändern. Vergessen Sie nicht, diese Änderungen später in die Datei /boot/grub/menu.lst einzutragen.
GRUB unterstützt eine Option, die es erlaubt, einen Kernel nur ein einziges Mal zu starten, um dann beim folgenden Start wieder einen Default-Kernel zu starten. Dies ist insbesondere nützlich, wenn das System in einem Rechenzentrum untergebracht ist oder am Standort des Systems keine Administratoren Zugriff auf das System haben, die in der Lage sind, einen Fehler beim Starten des Kernels zu beheben. Auch der Bootloader LILO kennt hierzu die Option -R.
Wird zur Konfiguration von GRUB das Skript update-grub eingesetzt, so sind keine Anpassungen an der Konfigurationsdatei notwendig. Sie müssen lediglich auf der Kommandozeile die GRUB-Shell starten (durch den Aufruf von grub). Dort ist die Kommandozeile
savedefault --default=N --once
einzugeben. N steht dabei für die Nummer des Eintrags in der Konfigurationsdatei; die Zählung beginnt bei 0. Beim nächsten Neustart wird nun der gewünschte (neue) Kernel gestartet, beim übernächsten Start der in der GRUB-Konfiguration eingestellte Kernel. Das folgende Skript erspart Ihnen das Eintippen des Kommandos in der GRUB-Shell, Sie müssen lediglich den gewünschten Eintrag angeben.
#!/bin/sh if [ `id -u` != 0 ] ; then echo "you must be root!" else if [ ! $1 ] ; then echo "Usage: "$0" kernelnumber" else echo "setting kernel "$1" once" grub --batch <<EOT savedefault --default=$1 --once quit EOT fi fi
Weitere Informationen zu GRUB finden Sie auf Ihrem System unter /usr/share/doc/grub-doc/ (hierzu muss auch das Paket grub-doc installiert sein) und auf den Projekt-Webseiten zu GRUB.
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